Gedankenstrom
Ich bin wie ein kleiner, unscheinbarer Tropfen, doch ich bewirke vieles: ich kann der sein, der das Fass zum Überlaufen bringt, mein stetiges Fallen höhlt selbst Steine. Ich, so wie der Tropfen, bin selten allein: wo einer ist, sind meistens viele. Wir liegen wie Feuchtigkeit in der Luft, fallen wie Regen nieder, wo wir Pfützen, Seen oder Meere bilden. Wie Tropfen gleichen wir uns alle irgendwie, doch keiner ist gleich wie ein anderer. Wir sind ruhelos, immer in Bewegung: wir fliessen, fallen, kommen zusammen, lösen uns wieder, wirbeln umher und verändern uns. Jeder hat uns, jeder braucht uns. Wir bringen Leben, löschen Durst, kühlen ab. Man kann uns nicht einfangen, stauen oder verdrängen. Die Mächtigen fürchten uns in der Masse, denn eigentlich regieren wir die Welt. Alleine sind wir nicht beachtenswert, doch wenn wir uns alle verbinden, können wir einen Strom bilden, der Wände einreisst. Wir, die Gedanken.
© Linda E. Wilhelm
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Wilhelm Suzanne (Montag, 11 Dezember 2017 16:11)
Liebe Verfasserin
Der Text hat mich sehr berührt. Er ist so philosophisch und poetisch und regt
zum Nachdenken ein.
Linda E. Wilhelm (Montag, 11 Dezember 2017 17:12)
Liebe Suzanne
das freut mich sehr zu hören, vielen Dank! Ich wünsche dir einen schönen Abend.