11. Törchen

Wandern im Norden

 

Der Schnee unter seinen Schuhen knirscht

Der Atem Wolken vor seinem Antlitz bildet

Der Tod sich leis' von von hinten an ihn pirscht

- nur eine Frag' der Zeit, bis er ihn findet.

 

Der Wandrer ist müde, doch schleppt er sich weiter

Selten und kurzzeitig rastet er nur

Sein sehnsücht'ges Aug' an der Landschaft sich weidet

Die Abdrücke im Schnee seine einzige Spur.

 

Die Baumschatten wachsen dem Abend schon zu

Der Wanderer hat vor Augen kein Ziel

Die Kälte zur Dämm'rung sich stellt dazu

Von Händen und Füssen fühlt er nicht mehr viel.

 

Die Nacht sich leis' über alles legt

Die Sonn' ihr Gesicht von der Erde ganz wendet

Das grüne Polarlicht am Himmel sich regt

Der Wanderer fühlt, dass sein Reisen bald endet.

 

Der Wanderer setzt sich an einen Baum

Die Kälte lässt ihn nun endlich sein

Er lächelt und kommt sich vor wie im Traum

Entledigt sich seiner Jack' und schläft ein.

 

Der Schnee knirscht unter ihren Schuhe

Die Jacken haben sie eng umschlungen

Im Halbkreis um einen Baum sie stehen

Und haben den toten Wandrer gefunden.

 

© Linda E. Wilhelm

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Julia (Samstag, 16 Dezember 2017 22:39)

    Wow, die Stimmung im Gedicht hat mich gleichzeitig berührt, aber es befiel mich auch ein unheimliches Gefühl... Dieser Mix ist unbeschreiblich! Deine Art zu schreiben, gefällt mir wirklich sehr.